Diese Woche wurden die Befürworter von Stuttgart 21 von der Presse wahrgenommen – ein echter Erfolg. Die Interview-Anfragen waren zahlreich, teilweise haben wir täglich 4-5 Stunden mit Gesprächen verbracht. Ein grosses Thema war die Verstrickung dieser Webseite, bzw. der Betreiber und der Aktion „Laufen für Stuttgart“ mit der Deutschen Bahn. „Werden Sie von der Deutschen Bahn bezahlt?“ war die immer gleiche Frage, die mittlerweile bei mir, Christian List, zum Ärgernis geworden ist.
Da hat ein Angestellter der Grünen, namentlich Andreas Bühler (Link) auf seinem Blog Zusammenhänge zwischen unserem Impressum und der Kundenliste meiner Agentur sitibi (Link) hergestellt, wo sich Unternehmen wie die DB oder der Flughafen oder auch die Stadt Stuttgart finden lassen.
Die Theorie: Wenn die Agentur für DIE arbeitet, dann ist ja alles klar. Die Pro-Bewegung ist gekauft, alles Astroturfing, der Mann will doch nur seinen Kunden gefallen, der Mann wird von der DB bezahlt. Da wird aus einer absolut transparenten Sache eine Story gedichtet, die dem Begriff einer „Verschwörung“ in keinster Weise entsprechen kann, denn diese würde im Verborgenen geplant und sicherlich nicht so tölpelhaft wie in diesem vermeintlichen Falle.
Mittlerweile fühle ich mich dadurch in meiner Meinungs- und Berufsfreiheit eingeschränkt, wird mir doch im Prinzip das Recht abgestritten als Inhaber einer Agentur für Begegnungsmarketing meine professionellen Fähigkeiten, mit Erfolg wie man sieht, für meine persönliche Meinungsäusserung einzusetzen. Der Redakteur einer Zeitung meinte zu mir, damit müsste ich mich abfinden, ich tue es sicherlich nicht.
Warum stellt denn keiner einen Zusammenhang zwischen 100 Hektar neuem Stuttgart und meinem Lauf-Partner Steffen her, der einen grossen Malerbetrieb führt, denn der könnte ja auch seine Interessen haben. Oder etwas ganz anderes: Warum hinterfragt denn keiner, ob vielleicht doch jemand die Agentur der Gegner (Link) bezahlt (die ja nach eigener Aussage seit Monaten mit sieben Mann umsonst für K21 arbeitet) oder von was Andreas Bühler, Matthias von Herrmann oder Gangolf Stocker leben? Der Eine von den Grünen, die anderen Beiden nur von der Stütze, quasi ein Protest oder gar ein Wahlkampf auf Staatskosten? Steckt am Ende die Agentur für Arbeit hinter den Parkschützern? Sorry für die Polemik, aber mein Hals ist dickstens angeschwollen.
Zwei Erlebnisse mit der Presse in dieser Woche sind besonders hervorzuheben.
Nummer 1: Der Sender N-TV ruft am Mittwoch an und fragt, ob ich am Donnerstag bereit wäre mich per Webcam in die Sendung Busch@N-TV einzuschalten, da sei Rezzo Schlauch und ich könnte dann Fragen zu S21 an ihn richten. Ich antwortete, dass ich am Donnerstagabend von 17.10 Uhr bis 18.00 Uhr in den Vorbereitungen für unseren Lauf stecke und erst morgen sagen könne ob das geht, oder ob eine Vertretung zur Verfügung steht. Am Donnerstag hat sich dann Fabian Klenk, von der IG „Bürger für S21“ mit N-TV in Verbindung gesetzt und den „Job“ übernommen. Die Sendung verlief dann etwas anders als geschildert. Statt Fragen an Rezzo stellen zu dürfen, leitete ein „Experte“ einen Filmbeitrag (Link) ein, der möglichen Verstrickungen meiner Person, der Agentur und der DB, bzw. der Stadt Stuttgart beleuchtete und auch die Facebook-Seite in Frage stellte. Die Fragen durfte dann auch nicht Fabian stellen, sondern er wurde gelöchert. Meine Frage: Macht ein seriöser Fernsehsender so etwas?
Nummer 2: Am Mittwoch meldete sich ein Redakteur der TAZ, er wolle eine Reportage über die Befürworter machen und sei von Do bis So in Stuttgart. Ob er sich mit uns treffen dürfe. Wir, also Steffen, Johannes Bräuchle und ich waren dann am Do, nach dem Lauf noch mit ihm Essen. Netter Kerl, guter Zuhörer, ein interessanter Gesprächspartner. Zu Beginn des Gesprächs sagte ich ihm, dass wenn es nur um die DB/sitibi Sache ginge, dann hätte ich darauf keine Lust. Er sagte, man müsse darauf schon mal eingehen, aber es ginge ihm um die „Bewegung“ und deren Protagonisten an sich. Am Freitag besuchte er mich dann noch mal 2,5 Stunden im Büro und am Ende wurde mit dem Satz „Wir müssen aber jetzt doch noch über die eine Sache sprechen“ dann doch noch das Gespräch auf das leidige Thema gelenkt. Im Verlauf des Gesprächs, das zur Rechtfertigung gelangte bot ich ihm dann an, wir könnten ja mal in unsere Agentursoftware schauen und prüfen, ob sich da die DB fände. Das Rücken des Stuhls in Richtung Monitor kam mit dem Starten der Software gleich und mir wurde schlagartig bewusst, was ich da gerade tue. Ich lasse einen wildfremden Menschen, der eben nicht mein Bestes will, einen Blick in die vertraulichen Unterlagen meines Unternehmens werfen. Neben der Frage des Datenschutzes kam mir in den Sinn: Was ist denn, wenn sich zwischen rund 5.000 Adressen nun doch die DB finden lässt, weil wir im Rahmen einer Akquise mal mit der DB Kontakt hatten (und wenn schon). Das würde doch zu weiteren Fragen führen. Doch dann kam mir die Technik zu Hilfe: Unsere Server macht seit Mittwoch zicken und die Software lud nicht auf Anhieb. Ein peinlicher, aber ein glücklicher Zufall, der natürlich zu weiteren Spekulationen führen kann, aber der Blick ins Eingemachte war verwehrt. Im weiteren Verlauf des Restgesprächs wurde ich dann etwas ärgerlich, weil er immer weiter bohrte und wir trennten uns, der gute Mann hatte wohl genug – ich erst Recht.
Ich war aber nicht nur wegen des TAZ-Menschen ärgerlich, sondern auch auf mich selbst, da ich es zu dieser Rechtfertigungstirade habe kommen lassen. Ich habe nichts zu verbergen und die DB zahlt uns nicht. Zudem hätte ich auch kein Problem parallel für die DB zu arbeiten, denn meine persönliche Meinung über Demokratie, Städtebau und Bahntakte hat mit der Verantwortung gegenüber meiner Familie und meinen Mitarbeitern nichts zu tun. Als Agentur sind wir naturgemäß auf Kunden angewiesen und die DB könnte einer davon sein. Und als Bürger muss ich trotzdem meine Meinung äussern dürfen, ganz unabhängig vom Berufstand. Wäre ich ein erklärter Gegner von S21 wäre ich wahrscheinlich ein Held und kein TAZ-Mitarbeiter würde sich für mich interessieren.
Aber zurück zur DB. Ich habe dann nach einem Neustart unseres Servers mal in unserer Software nachgesehen, die wir seit 2006 im Einsatz haben und tatsächlich fand sich da eine Adresse der DB, da wir diese im Zuge einer potentiellen Kundenrecherche wohl einmal eingegeben haben, sich daraus aber nie ein Kontakt ergeben hatte. Und ich habe nachgesehen, wann wir das letzte Mal für die Bahn etwas gemacht haben: Es war im Jahr 2001, ein Event. Schon ein Weilchen her. Schade!
Ich habe diese Woche viel gelernt und ich bin ein guter Schüler. Und ich werde mit Sicherheit nicht aufhören, meine Meinung zu sagen, egal welchen Kunden meine Agentur gerade betreut. Und lieber Herr Bühler, von meinem leider verstorbenen Vater, der übrigens fast 30 Jahre CDU-Gemeinderat in Stuttgart war, habe ich gelernt, dass man sich immer mindestens zwei Mal im Leben begegnet. Ich nehme die Sache, trotz aller Sportlichkeit, inzwischen persönlich. Ach ja: Um weiteren Vermutungen entgegen zu wirken sei gesagt, dass ich das Parteibuch nicht von meinem Vater geerbt habe. Das Alles schaffe ich ohne.
Jetzt ist mir wohler.